Beauty
Meine Digitalgrafiken der Serie "beauty" verdanken ihre Entstehung zwei gegenläufigen Prozessen: Zunächst entwickle ich in einer professionellen Grafik-App aus einfachen linearen oder flächigen Grundformen – gewissermaßen aus Zellen – vollkommen spielerisch und ohne konkretes Ziel durch vielfache Iteration und Modulation "generative Organismen", also hochkomplexe Gebilde mit oft vieltausenden Elementen, die an natürliche Erscheinungsformen von Pflanzen, Insekten oder Meertieren erinnern. Doch diese „Organismen“ bewahren auch Distanz zur Natur; sie bilden nicht ab, sie zitieren. Nie verleugnen sie ihre mathematisch-technische Herkunft, ihre Geburt aus den Algorithmen. In den Details bleiben ihre Grundelemente, Linie und Fläche zunächst ebenso erkennbar wie die Prozeduren ihrer Modulation. So entwickeln sich z.B. aus einem Fünfeck gänzlich unterschiedliche Objekte von reicher Vielfalt und bestechender Prägnanz, die an den Formenschatz der Natur erinnern.
Auf diese konstruktiv-synthetische Phase folgt dann eine destruktiv-analytische: Stoßen die Rechenprozesse an eine Leistungsgrenze, so wird die formale Harmonie teilweise zerstört. Es entstehen Brüche und völlig unerwartete „Mutationen“ in Form von spitzigen Auswüchsen, großflächigen schwarzen oder bunten Dreiecken, bizarren linearen Verschlingungen oder Reihen ähnlicher aber doch differenzierter zellulärer Formen von hohem ästhetischem Reiz. Auf diese Weise zeigen meine Arbeiten die Objekte zugleich in makroskopischer und mikroskopischer Perspektive. Diese Prozesse lassen sich – analog zu einem Begriff aus der Architektur – als Dekonstruktion verstehen.
